wo ist eigentlich m.crohn

Guten Tag meine sehr geehrten Patienten !

Heute einmal vermeindliche “Basics”, wobei die Betonung auf „vermeindlich“ liegt und es „Basics“ meiner Meinung nach bei CED, den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nicht gibt. Und beim M. Crohn nochmal weniger als bei der Colitis ulcerosa.

Sie merken es schon, ich schreibe in diesem Blog nicht “didaktisch” oder in einer bestimmten Reihenfolge. Die Themen kommen wirklich spontan, je nachdem was mir am Montag Morgen in der Bahn – denn da schreibe ich meistens – einfällt.

Wo “sitzt” der M . Crohn ? Die Frage werde ich in 2 Teilen beantworten
1.”Wo ?” und 2. “Wo noch ?”. (allein über das “Wo noch ?” gibt es sehr viel zu sagen. Ich stelle oft fest, dass die Patienten auch nach langjähriger Erkrankung von mir zum ersten Mal hören, dass die Erkrankung auch Organe außerhalb des Darmes in Mitleidenschaft ziehen kann).

Obwohl wir beim M. Crohn von einer chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sprechen, kann die Erkrankung prinzipiell im gesamten Verdauungskanal auftreten. Nicht nur im Darm.  Das bedeutet:

Von der Mundschleimhaut (selten, mitunter auch nicht ganz einfach zu erkennen, da gibt es einige sogenannte “Differentialdiagnosen”, also andere Erkrankungen, an die man denken muß)

über die Speiseröhre (selten), den Magen (auch eher selten), den Dünndarm –  (gar nicht selten ! Häufig ! Fast die Hälfte der M. Crohn Patienten (laut Literatur, gefühlt sind es mehr) hat den M. Crohn im Dünndarm. Häufig ist der letzte Abschnitt des Dünndarmes vor Übergang in den Dickdarm betroffen: das sog „terminale Ileum“. Den Begriff ruhig merken, das werden Sie immer wieder hören, ).

bis zum – last not least – Dickdarm (auch nicht so selten, etwa 1/4 der Patienten).

Alle Abschnitte des Verdauungskanales können betroffen sein. Alle, von oben bis unten.

KURZ ERKLÄRT

Kurze Frage an Sie : ist es ok, wenn ich versuche, einige Begriffe der medizinischen Fachsprache zu erklären ? Ich merke einfach selbst wie oft sogar ich immer wieder im Gespräch mit den Patienten in einen „Fachjargon“ verfalle. Ich sehe dann meistens, wie die Augen (und die Fragezeichen darin) meiner Patienten immer größer und größer werden und korrigiere mich dann. Aber vielleicht tun das nicht alle und ich dachte, für Sie ist es vom Vorteil, wenn Sie ein paar Begriffe erklärt bekommen. Wie sehen Sie das ? Ist das ok oder eher anstregend bis nervig beim Lesen ? Geben Sie gerne Ihr Feedback im Mitgliederbereich.

Der Dünndarm, nach dem darf man (Ihre Ärzte) am Anfang und auch im Verlauf ruhig einmal gezielt schauen. Auch mit der Endoskopie, aber machen wir uns nichts vor : den größten Teil des Dünndarmes sehen wir mit dem Endoskop gar nicht. Wenn man also nicht ganz sicher ist, ob der M. Crohn nicht doch da sitzt, wo wir mit dem Endoskop nicht hinkommen, darf man über andere Untersuchungen nachdenken. Konkret: ein MRT Sellink oder auch – unter bestimmten Voraussetzungen – eine Kapselendoskopie. Bei letzterem sind die Voraussetzungen grade für Sie als Patient mit M Crohn wirklich wichtig.
Macht es einen Unterschied, wo im Darm oder im Verdauungskanal die Erkrankung auftritt ? Genau das fragen Sie sich ja wahrscheinlich zum Thema : “wo” ?

Nun, den zu erwartenden Verlauf werten wir schon anders, je nachdem wo wir wieviel Entzündung finden. Die Lokalisation alleine macht nicht den endgültigen Unterschied für den Verlauf der Erkrankung. Ich will jetzt hier nicht vom Hölzchen zum Stöckchen kommen und Einzelfälle durchdeklinieren, die Sie wahrscheinlich eher verunsichern.

Aber insgesamt geht es eher weniger allein um die Lokalisation, also das “wo”? als um die  Ausprägung, also das “wie” (nämlich “wie stark ausgeprägt”) der Entzündung.

Was gibt es noch zu sagen, über das "wo" des M. Crohn ?

Es können immer eine oder auch mehrere Stellen im Verdauungskanal betroffen sein. Und zwischen den entzündeten Schleimhautbezirken liegt meistens (sogar : definitionsgemäß) unauffällige, gesunde  Schleimhaut. Und genau das, dieser Wechsel von entzündeten und nicht entzündeten Abschnitten, ist ja auch das, worauf wir in der Endoskopie achten (hatte ich in Artikel 3 auch schon darüber geschrieben).

Der M. Crohn kann sich in einem längeren oder auch in einem kürzeren Abschnitt des Verdauungstraktes ausbilden.

Oder auch: in einem längeren und mehreren kürzeren Abschnitten.
Oder andersrum: mehrere längere, ein kürzerer.
Oder: in mehreren kürzeren Anschnitten.
Oder auch in mehreren längeren.

Warum ich das so ein bißchen “sperrig” schreibe : da ist der M. Crohn anders als die Colitis ulcerosa. Da unterscheiden sich die Erkrankungen.

Und warum bei einem Patienten nur ein bißchen Entzündung an einer Stelle des Darmes auftritt und beim nächsten viel Entzündung an mehreren Stellen, womöglich an weiten Teilen des Dickdarms oder warum Fisteln (wichtiges Thema beim M. Crohn, darüber schreibe ich extra) auftreten, das – um ehrlich zu sein – wissen wir nicht.

Kann sich das “Wo”, also die Ausbreitung der Erkrankung im Magen-Darm Trakt ändern ? Kann der M. Crohn erst an der einen und dann an der anderen Stelle auftreten ? Oder über die Jahre an mehreren Stellen ?

Ja, das ist möglich. Dass sich das ” Befallsmuster” (so sagt man auch) ständig ändert, ist aber selten. Ich habe dazu keine Zahlen oder Statistiken im Kopf, aber die meisten Patienten, da bleibt die Krankheit eher stabil in der Lokalisation.

Das ABER: wenn Sie z.B. einen sogenannten “Dünndarmbefall” haben, also der M. Crohn im Dünndarm auftritt, ist schon auch damit zu rechnen, dass auch während oder nach einer Therapie, z.B. auch nach einer OP, die Entzündung wieder im Dünndarm, aber an einer anderen Stelle auftritt. 

Und was merken Sie als Patient von dem "Wo"?

Und was merken Sie als Patient von dem “Wo”?

Das ist sehr unterschiedlich.

Kleine Schleimhautveränderungen im Mund bemerken die meisten. Speiseröhre und Magen – schon schwieriger. Und selbst im Dünndarm – grade eher kurzstreckige (vielleicht < 10 cm) Veränderungen im Dünndarm, grade am Ende vom Dünndarm, im terminalen Ileum, da haben Sie nicht zwingend Beschwerden. Ich kenne einige Patienten, die ihren M. Crohn an der Stelle gar nicht merken. Auch hier : weniger das „Wo“ als das „Wieviel“ ist dafür entscheidend, was Sei merken.

Nur ganz kurz: Therapieren sollte man trotzdem. Entzündung führt zu Schleimhautschwellung. Und Entzündung auf Entzündung auf Entzündung (da ist wieder die Sache mit dem Teufelskreis) führt zu Narbe. Und sowohl Schleimhautschwellung als auch Narbe führen zu einer Engstelle im Darm (wir sagen “Stenose”, auch so ein Wort, dass Sie vielleicht schonmal gehört haben). Und Stenosen , also Engstellen im Darm, die machen dann irgendwann Beschwerden, ganz sicher !

Und deswegen, weil Sie Ihre Entzündung nicht immer “merken” ist es auch wichtig, immer wieder mal nachzuschauen, eine Endoskopie zu machen oder auch andere Untersuchungen. 

Und es ist wichtig, dass, wenn Sie etwas merken, wenn sich etwas verändert an den Beschwerden, beispielsweise nach einer längeren stabilen Phase, auch unter Therapie, auch nach einer OP, dass Sie es dann ihrem Arzt sagen. 

Das für´s Erste zum “Wo” des M. Crohn.

In diesem Sinne auch heute wieder alles Gute für sie !

Beste Grüße,
Dr. med. Susanne Weyrauch

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