Bloss keinen Stress !

Meine sehr geehrten Patienten,

Stress ist ein (leider ?) wichtiges Thema, auch und grade für die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Gleichwohl hat`s dann doch vergleichsweise lange gedauert, bis der Artikel bzw. die Artikel hier fertig geworden sind. Aber so ist`s jetzt ein guter Einstieg in das neue Jahr (für das ich allen, die das hier lesen, an dieser Stelle alles Gute wünsche, auch wenns jetzt am 19.01.2021 nicht mehr ganz taufrisch ist).

Es gibt zu dem Thema Stress bzw. den Auswirkungen von Stress unglaublich viel zu lesen und dann eben auch zu schreiben. Insgesamt über die Auswirkungen auf den Darm und das Verdauungssystem  und auch konkret über die Auswirkungen auf den Darm bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Was ich Ihnen in den nächsten Artikeln schreibe, ist zum Teil “speziell”, vielleicht ein bißchen kompliziert, obwohl ich schon versucht habe, es “glatt zu bügeln” (was auch gelungen ist, denke ich). Und wieder einmal soll es  weniger darum gehen, dass Sie sich komplizierte Begriffe oder Zusammenhänge “merken”. Sondern darum, dass Ihnen beim Lesen ganz klar wird: bei Stress passiert ja wirklich was ! Etwas ganz Konkretes. 

Wieder mal ist ein Artikel länger und länger geworden und jetzt sind`s mehrere Artikel. Am Ende mußte ich mich zwingen, nicht immer weiter zu lesen und noch einen und noch einen nächsten Zusammenhang zu recherchieren und zu beschreiben. Es zieht immer größere Kreise. Angefangen von bestimmten Stresshormonen, die sich auf den Darm auswirken, über das Thema “leaky gut”, wenn Stress zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut führt, über die Auswirkungen auf das Immunsystem und die Immunzellen des Darmes, dann über das Mikrobiom, über Ernährung (immer wieder entscheidend wichtig) und bis hin zu der Art Stress durch wenig oder unregelmäßigen Schlaf, unregelmäßigen Tag-Nach-Rhythmus (man sagt auch “zirkadianer Rhythmus”) oder Stress bei intensivem Training.

Kann es sein...?

 

Beim Recherchieren und Schreiben habe ich mehrmals gedacht : “…wollen die das überhaupt wissen ? Interessiert es die Patienten, was genau es mit Stress auf sich hat ? Was da genau abläuft ?”

Und letzlich dachte ich: “Doch ! Das könnte sehr wohl  interessant sein und sogar helfen.”

Denn das Thema Stress ist zwar allgegenwärtig, aber mehr in unserer Sprache, so scheint es mir. Wir reden immer mal drüber, aber was es bedeutet, ist denke ich niemandem so richtig klar, weil eben auch nicht klar ist : was macht`s denn genau ? Und so ist das Thema oft in einer Ecke, in die wir gelegentlich mal hinschauen, aber aus der wir die Thematik auch nicht wirklich rausholen (Ärzte wie Patienten). Da gehört`s raus, dafür ist`s zu wichtig.

Ich spreche es in meiner Sprechstunde immer an, aber wie immer: wenn ich für meinen Blog schreibe, spitze ich die Ohren und Augen noch einmal mehr für die Reaktionen meiner Patienten. 

Sie wissen, Sie können auf Instagram kommentieren, mir eine Email schreiben und lassen Sie es mich unbedingt (!) wissen, wenn ich falsch liege mit meiner Wahrnehmung. Aber die Situation in meiner Sprechstunde ist sehr oft wie folgt:

Wenn ich meine Patienten frage:

“Haben oder hatten Sie viel Stress in letzter Zeit ? War viel los ? Könnte das stressbedingt sein ?”,

dann nehme ich zwei Reaktionen wahr:

Zum einen so etwas wie Hilflosigkeit und eine gewisse Frustration. Äußerungen von “ausgeliefert sein”. Nach dem Motto “Ja, schon. Aber ist halt so, was soll ich tun ?” “… das Leben halt !”. “…ist halt so in dem Job”. “… ist halt so mit 3 Kindern…” (oder 1 oder 2, auch ohne Kinder, nageln Sie mich nicht auf Kinderanzahlen fest)

Und das zweite, was ich merke, wenn ich das Thema anspreche, ist Unsicherheit und fast so etwas wie “ertappt sein”, Schuldbewußtsein (grade wenn es Stress im privaten Umfeld ist).

“…Ups, das darf mich doch eigentlich nicht stressen!”, “… Das sollte mich doch nicht stressen”, “Ohje, merkt man das ? Kann ich doch nicht zugeben, dass mich das stresst”

Dabei wird keiner dieser Sätze so formuliert, aber das hängt in der Luft.

Kann das sein ? Kommt das mit meiner Wahrnehmung hin ?

Stress ist real !

Und deswegen schreibe ich Ihnen diesen und die nächsten Artikel umso mehr !

Damit Sie auch wissen: Stress gibt es. Er existiert. Das ist nichts, was man durch ignorieren, oder einfach “nicht hinschauen”  (in die beschriebene Ecke), wegbringt. Stress macht was bei Ihnen (bei mir ! Bei jedem !), im Körper verändert sich etwas. Nicht anders als wenn Sie ein Medikament nehmen, oder sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren oder sich bewegen oder sich eben nicht bewegen – alles wirkt sich aus.

Es ist nicht nur dieses “dumme Gefühl”. Es ist auch nicht Ihr Fehler oder sogar Ihre Schuld. Und es hat auch nichts damit zu tun, dass Sie sich anstellen.

Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, Stress wahrzunehmen ! Sich Stress “einzugestehen” (bin gar nicht so zufrieden mit dem Wort, “eingestehen”, man gesteht “Schuld” ein. Also: wir bleiben bei: wahrnehmen !). Ich möchte Sie ermuntern auf sich und Ihren “Seelenfrieden” zu achten und in den Bereichen, in denen Sie es können, gegenzusteuern.

Über letzteres, das “Gegensteuern”, will und werde ich auch noch schreiben. Denn da gibt es Dinge, die Sie tun können, ganz konkret.

Das ist hier erst der Anfang...

Diese Einleitung war mir noch wichtig.

Das Thema ist jetzt aufgeteilt in diese eher allgemeine (kurze, für meine Verhältnisse, #Augenzwinkern)”Einleitung, in den nächsten Artikeln geht es darum, was Stress am Darm macht, was das Mikrobiom damit zu tun hat (…heikel, aber ich habe mich mal `drangewagt) und dann noch: was können Sie tun ?! – denn das ist ja immer das Interessante!

Viel Spaß bei den Artikeln !

Ich wünsche allen, etwas spät, aber ich schreibe zum erstenmal in diesem Jahr, auf jeden Fall von Herzen: ein gutes neues Jahr ! Gute Energie, gute Gesundheit !

Alles Gute für Sie und beste Grüße,

Ihre

Dr. med. Susanne Weyrauch

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