Hautsache, das... ! EIM der Haut

Meine sehr geehrten Patienten !

Warum eigentlich nicht gleich weiter mit den EIM, den extraintestinalen Manifestationen ?

Auch die Haut und die Schleimhaut (genauergesagt: Mundschleimhaut) kann im Falle einer CED, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, eines M. Crohn oder einer Colitis ulcerosa “betroffen” sein, die Entzündung kann auf dieses Organ “übergreifen”. Im Grunde wie bei den Gelenken, wie bei den Augen, den Gallengängen (PSC).

Wieso denn jetzt de Haut ? Was hat denn Haut mit dem Darm zu tun ?!

Nun… wie bei den Augen, den Gelenken, erstmal nicht so viel, das Prinzip ist aber das gleiche.

Wahrscheinlich sind es auch bei den extraintestinalen Manifestationen der Haut bestimmte “Erkennungsmerkmale” der Haut-Zellen, die bestimmten “Erkennungsmerkmalen” der Darmschleimhaut-Zellen ähneln. Und deswegen reagiert das Immunsystem auf diese Merkmale ziemlich genau so und setzt eine Entzündungsreaktion in Gang.

Wahrscheinlich spielen auch bei der Ausbildung von den extraintestinalen Manifeststaionen (EIM) der HautMikrobestandteile” aus dem Darm, sog. Antigene, eine Rolle. Diese galangen in die Blutbahn und werden auch wieder vom Immunsystem erkannt. Und obwohl diese Antigene dann gar nicht im Darm sind, sondern eben woanders im Körper, “triggern” sie das Immunsystem und lösen so eine Entzündungsreaktion aus.

Wie das alles ganz genau abläuft, weiß man auch für die EIM, die extraintestinalen Manifestationen der Haut noch nicht. Aber: immer wieder ist es das Immunsystem und das Grundprinzip: zu viel Entzündung !

Das ist wichtig für die Therapie, deswegen schreibe ich es gleich hier am Anfang. Damit Sie verstehen, warum Zinksalbe bei den extraintestinalen Manifestationen der  Haut nicht hilft und Wund- und Heilsalbe und Arnika-Salbe auch nicht. Auch hier muß die vom Körper “selbstgemachte” oder eben “selbst veranlasste” Entzündung “unterdrückt” werden, etwas anderes funktioniert nicht.

Auch die Hautmanifestationen haben  eine genetische Komponente. Das bedeutet, es ist auch genetisch “festgelegt”, ob Sie zusätzlich zu der Darmentzündung bei  M.Crohn oder Colitis ulcerosa eine extraintestinale Manifestation (EIM) der Haut entwickeln können. Oft haben Patienten mit einer EIM (extraintestinale Manifestation), der  Haut beispielsweise auch andere EIM (der Gelenke oder der Augen z.B.).

Und es gibt einen ganz klaren Zusammenhang zum Rauchen.

Rauchen … 

Komischerweise denke ich immer, wer diesen Blog hier ließt, raucht nicht. Weil es hier ja komplett darum geht, sich selbst mit der eigenen Situation auszukennen. Und das bedeutet ja, Verantwortung zu übernehmen. Und Rauchen … paßt da so gar nicht zu.                Also gar nicht.              0,0.

Hautmanifestationen  treten insgesamt häufiger bei M. Crohn als bei Colitis ulcerosa auf. Sie sind häufiger als eine Augenbeteiligung. Sie sind seltener als Gelenkbeteiligungen und sie sind viel häufiger als die Entzündung der Gallengänge, die PSCMan sagt, bis zu 15% der Patienten mit chronische entzündlicher Darmerkrankung entwickeln eine EIM der Haut.

Beim Thema Haut und CED ist auch wichtig, dass  (…und einige von Ihnen werden da schon ihre Erfahrungen gemacht haben) auch einige Medikamente , die bei M. Crohn oder Colitis ulcerosa gegeben werden, zu Hautveränderungen führen können. Dazu gehören z.B. die TNF alpha Antikörper (aus der Gruppe der Biologika) und bei denen ist das sogar gar nicht so selten. 

(Und nur am Rande: war gar nicht so leicht, ein Bild für eine Beteiligung der Haut zu wählen. Ich “illustriere” das hier ja selber – malen Sie mal Haut !)

...Sie merken es auf jeden Fall

Generell gilt auch hier: Wenn Sie eine CED haben, einen M. Crohn oder eine Colitis ulcerosa und Veränderungen der Haut bemerken… wieder mal: entweder gleich zum Spezialisten (in dem Fall: HauT (!) arzt / Dermatologe) oder wenigstens einem anderen Arzt davon berichten. Der sich die betroffenen Körperstellen bestenfalls auch anschaut und Sie dann überweisen kann.

Ich schrieb es: der Mechanismus, der diese Hautveränderungen, diese Entzündungen  in der Haut entstehen läßt, ist ein spezieller und so braucht es eben auch eine spezielle Therapie. (Nicht Zink-Salbe, nicht Arnica-Salbe und auch nicht Wund- und Heilsalbe, etc. Sie merken schon, der Punkt ist mir wichtig !)

Dabei ist es natürlich auch ein Unterschied, ob die Hautveränderungen durch Ihre Grunderkrankung, also die chronisch entzündliche Darmerkrankung, den M. Crohn oder die Colitis ulcerosa ausgelöst werden ODER ob sie durch die Therapie verursacht werden. Ist auch manchmal gar nicht so leicht rauszukriegen… 

Und ich halte es für möglich, dass einige dieser EIM der Haut …wie soll ich sagen ? … Die können auch mal lange unerkannt bleiben, im Sinne von: ungesehen.

Nicht von Ihnen – logisch ! Sie als Patient oder Patientin sehen alles und bemerken alles. Als erste(r) und immer.

Bei einigen der extraintestinalen Manifestation der Haut kommt es zu Hautveränderungen, von  denen Sie ganz schnell einem Arzt berichten werden, weil sich der Befund bereits über einen nicht allzu langen Zeitraum erkennbar verschlechtert. Beim pyoderma angränosum (ja, auch hier spektakuläre Namen…) ist das zum Beispiel der Fall.

Aber wenn Sie einige von den Hautveränderungen bemerken  und denken: “Ach, jetzt warten wir´s erstmal ab. Das geht schon wieder weg…” oder es Ihnen vielleicht auch unangenehm ist, darüber zu sprechen bzw. jemandem die betreffende Körperstelle anschauen zu lassen …

(es sind ja nicht alle Körperstellen gleich. Das Hosenbein hochschieben, um das Schienbein anschauen zu lassen ist defnitiv was anderes als  die Abszesse in der Leistenregion, an den unteren Pobacken oder im Schrittt anschauen zu lassen – völlig klar !)

… dann sieht und merkt erstmal niemand was von den Veränderungen, außer Ihnen und vielleicht Ihrem Partner/ Partnerin.

Tatsächlich liegen einige der extraintestinalen Manifestationen (EIM) der Haut genau in solchen Körperstellen, die gut und gerne mal von Kleidung bedeckt sind. Achselhöhlen, in der Leistenregion, in der “Glutealregion” wie es heißt, also an den Pobacken, an den Schienbeinen (das geht, s.o.) oder auch am Rücken, Bauch (schaut man sich selbst als Gastroenterologe auch nicht in jeder Sprechstunde an).

Und manche davon machen – außer einer kosmetischen “Beeinträchtigung”, wenn ich das mal so sagen darf – mitunter keine extrem starken Beschwerden. 

Was gibt es denn jetzt wo...?

Von allein gehen die extraintestinalen Manifestationen (EIM) der Haut so gut wie nie weg. Zinksalbe und Wund- und Heilsalbe helfen auch nicht. Arnikasalbe auch nicht. (ok ?)

Einzige Ausnahme ist vielleicht das Erythema nodosum. Mit Blick auf “von alleine weggehen”. Nicht, was das Therapieansprechen auf Zinksalbe und Wund- und Heilsalbe oder auch Arnikasalbe angeht (…!).

Bei dem Erythema nodosum handelt es sich um rötlich, bläuliche Knoten , meist am Schienbein. Die hängen in ihrer Ausprägung sehr mit der Aktivität der Entzündung im Darm ab, was bedeutet – wenn der Darm zur Ruhe kommt, wird auch das Erythema nodosum besser. 

Im Grunde geht es dann also auch nicht “von alleine” weg, sondern – wenn die Entzüdung im Darm gut behandelt ist und zur Ruhe kommt.

Und was gibt es denn eigentlich noch für “Hautmanifestationen” ? (gegen die Zinksalbe, Arnika-Salbe und Wund- und Heilsalbe nicht helfen…). Wie merken Sie, ob Sie eine extraintestinale Manifestation, eine EIM der Haut haben ? (außer, dass bei den entsprechenden Hautveränderungen Zinksalbe und Wund- und Heilsalbe und auch Arnikasalbe eben nicht helfen.)

Von einer EIM der Haut habe ich eben geschrieben – Erythema nodosum. Das sind diese Schwellungen meist am Schienbein. Die sind zum Beispiel auch “nicht schlimm” insofern, als sie keine starken Schmerzen machen.

Es gibt das sogenannte Pyoderma gangraenosum. Das steht weiter oben auch schon und gehört in eine ganz andere Kategorie. Nämlich in die, in der ganz schnell klar wird, dass etwas nicht stimmt und es eine Lösung bzw. Therapie braucht (und wenn Sie bis hierhin gelesen haben wissen Sie, was nicht hilft… !). Beim pyoderma gangraenosum entstehen anfangs noch eher kleine Geschwüre oder sezernierende Wunden, die aber rasch größer werden. Das pyoderma gangraenosum braucht un-be-dingt einen Facharzt (Hau T arzt/Dermatologe) und eine spezielle Behandlung. Es braucht  Entzündungshemmung, Immunsuppression und zwar mitunter in Form von Umstellung oder Erweiterung der Therapie, die Sie sowieso schon für Ihre chronisch entzündliche Darmerkrankung, Ihren M. Crohn oder Ihre Colitis ulcerosa  bekommen. Wie gesagt: es wird recht schnell klar, dass das keine kleine Wunde ist, die “schon wieder von alleine besser wird und  weggeht”. 

...und was noch ?

Eine andere extraintestinale Manifestation (EIM) der Haut ist die Schuppenflechte, die sog. “Psoriasis“. Es bilden sich scharf begrenzte weißlich schuppende Areale auf geröteter Haut, beispielsweise auf der Kopfhaut, über den  Gelenken wie Knie und Ellenbogen, aber auch an anderen Stellen (Hände, Füße, auch wieder in den Axillen oder der Leistenregion, am Gesäß…). Die Psoriasis (das ist der Begriff, den Sie von Ihren Ärzt*Innen hören werden. Der Begriff Schuppenflechte wird eher selten verwendet) tritt zum einen im Rahmen einer CED als EIM (extraintestinale Manifestation) der Haut auf. Genauso kann sich eine Psoriasis aber auch als  Nebenwirkung einer Biologikatherapie (nicht selten TNF-alpha-Ak, also Infliximab, Adalimumab,…) ausbilden. Auch die Psoriasis muß von einem HauTarzt,  mitbeurteilt und dann natürlich behandelt werden. 

Eine andere extraintestinale Manifestation der Haut ist die Acne inversa (oder  hidradenitis suppurativa). Es handelt sich dabei um Hautveränderungen  ähnlich wie bei Acne. Die Acne inversa bildet sich in Form von mehr oder weniger großen Abszessen und Furunkeln, die miteinander in Verbindung stehen können, aus. Meist ist aber nicht das Gesicht betroffen, sondern vorwiegend die Achselhöhlen oder die Leistenregion. Die Abszesse können sich aber auch gluteal (das heißt: an den Pobacken) ausbilden. Und das sind genau die  Hautveränderungen, die eben niemand gleich sieht. Und auch diese Hautveränderungen werden nie von alleine besser werden, sondern müssen behandelt werden. Verschlechtern tut sich das ganze, wenn man selbst daran herummanipulier und, versucht , die Abszesse selbst zu eröffnen. Bei der Acne inversa (oder Hidradenitis supparativa)  können auch ohne Manipulation große Abszesse aus mehreren kleinen entstehen und sich unter der Hautoberfläche tunnelartige Verbindungen zwischen den einzelnen Abszessen ausbilden. Und diese Tendenz verstärkt sich, durch Manipulation. Die Therapieansätze sind Antibiotika-haltige Salben, mitunter braucht es auch orale Antibiotikaeinnahme (also als Tablette). Manchmal wird  eine immunsuppressive Therapie verordnet. (Und ich muß gestehen, ein Therapieansatz sind auch Zinkhaltige Präparate. Das ist dann aber nicht (!) die Zinksalbe vom Nachbarn, auch nicht die Zinksalbe, die sie noch im Medikamentenschrank haben von vor 2 Jahren bei den Abschürfungen nach dem Fahrradunfall… Das ist dann etwas, was der Hautarzt verschreiben muß). Am besten ist es auch hier: wenn Sie Hautveränderungen im Sinne von Abszessen oder Furunkeln bemerken, nicht erst Monate lang warten, sondern gleich zum Arzt und auch hier wieder: zum HauT arzt. Je früher man dran ist mit der Therapie desto besser. 

Das sind die häufigsten und wichtigsten extraintestinalen Manifestationen (EIM) der Haut. Es sind andere beschrieben, die aber extrem selten sind und die ich deswegen hier mal weglasse. 

last not least ....

Und – last not least – nicht nur die Haut, auch die Mundschleimhaut kann betroffen sein. Meist bilden sich oft sehr kleine … ( schwierig zu beschreiben …) “Pusteln” oder “Bläschen“, die aber auch schnell offen sind, im Bereich der Mundschleimhaut (Wangen, unter der Zunge, Innenseite der Lippen) aus. Man spricht von “Aphten” und entsprechend von einer aphtösen Stomatitis. Die aphtöse Stomatitis tritt bei bis zu 20 % der Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, einem M. Crohn oder einer Colitis ulcerosa auf, ist also ziemlich häufig. (Stomatitis bedeutet Entzündung der Mundöffnung. Da hat der Begriff “Stoma” (der an sich nur “Öffnung” bedeutet) nichts mit dem künstlichen Darmausgang zu tun. Das lateinische Wort ist in der Tat dasselbe, haben einige von Ihnen beim lesen vielleicht schon gedacht/gemerkt).

Diese Mundschleimhautveränderungen sieht man als Arzt auch nicht ohne Weiteres. Genauergesagt: gar nicht. Es sei denn die Patienten sagen etwas wie: “Ich hab da sowas im Mund…”. 

Und mit der Mundschleimhaut ist es bei der Diagnosestellung auch so eine Sache. Da kann es EIM (extraintestinale Manifestationen) der Haut bzw. in dem Fall Schleimhaut geben (eben eine Stomatitis aphtosa). Dort kann sich aber auch mal ein M. Crohn mit kleinen Aphthen zeigen.

Und auch da wieder – ich wiederhole mich und langweile vielleicht, ich weiß (das ist Absicht) –  wenn Sie Veränderungen im Bereich der Mundschleimhaut bemerken – …  (jetzt denken alle: jaja, keine Arnika- oder Zinksalbe, schon klar !)  … auch das einem Arzt mitteilen. Man kann diese Läsionen topisch (also lokal) behandeln, manchmal reicht das. 

Ganz wichtig ist mir, dass Sie wissen, dass auch bei den extraintestinalen Manifestationen (EIM) der Haut die Entzündung, sei es jetzt der Haut oder Mundschleimhaut, wieder einmal auf eine  überschießende, inadäquate Reaktion Ihres Immunsystems zurückzuführen sind. Genau die Art von Überreaktion des Immunsystems, die Sie sonst im Falle einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, eines M. Crohn oder einer Colitis ulcerosa im Darm bemerken.  Und dass diese Hautveränderungen eben nicht “einfach so” oder mit irgendwelchen “Mittelchen” weggehen. Es braucht für die Therapie wirklich die gezielte Entzündungshemmung.

UND:…

Ich schreibe hier ja auch oft und gerne über Ernährung, Bewegung, Stress bzw Stressregulation (- Reduktion auch, aber wichtig ist nicht das Vermeiden, sondern der Umgang damit).

Das spielt alles immer eine Rolle ! Zusätzlich zu oder sogar als Basis für jede andere Therapie, auch bei den  Hautmanifestationen. Nicht “anstelle von” (anderen Therapien), das ist mir ganz wichtig. 

Was Sie immer tun können und sollen ist: nicht rauchen. Rauchen ist wirklich ein ganz großer Risikofaktor, steht überall, wenn es um die EIM der Haut geht. Sowieso immer und für alles ! Aber für die EIM der Haut eben auch. Ein Risikofaktor dafür, dass die Hautveränderungen entsstehen und dafür, dass sie schwer zu behandeln sind bzw. nicht gut abheilen. Rauchen Sie nicht. Hören Sie auf zu rauchen.

Damit wünsche ich Ihnen einmal mehr alles Gute !

Mit den besten Grüßen, 

Ihre

Dr. med. Susanne Weyrauch

RELATED TOPICS

Hautsache, das… EIM der Haut

Hautsache, das... ! EIM der Haut Meine sehr geehrten Patienten ! Warum eigentlich nicht gleich weiter mit den EIM, den extraintestinalen Manifestationen ? Auch die Haut und die Schleimhaut (genauergesagt:

Was guckst Du…? – EIM der Augen bei CED

Was guckst Du ? - Augenbeteiligung bei CED Meine sehr geehrten Patienten ! Viele Ideen zu haben, ist schon super, aber dann  parallel 3 Blog-Artikel zu schreiben, macht`s nicht einfacher.

Entspannen Sie sich…!

Entspannen Sie sich...! Meine sehr geehrten Patienten !Entspannen Sie sich !Ich meine es ernst. So banal und als Phrase abgedroschen das klingt - ich meine es ganz ernst. Achten Sie darauf,

Das Mikrobiom – macht einen Unterschied …

Mikrobiom - immer wichtig auch bei stress Meine sehr geehrten Patienten ! Jetzt hatte ich Ihnen im letzten Artikel ziemlich ausführlich geschrieben, wie Stress über Nervensignale den Darm beeinflussen kann

Stress – und was passiert am Darm ?

... STress - Auswirkungen auf den Darm Meine sehr geehrten Patienten, Stress steht im Grunde bei allen ganz oben auf der Liste, wenn es darum geht: Was beeinflusst die chronisch